Am morgigen Donnerstag ist die Astrophysikerin Prof. Dr. Susanne Hüttemeister zu Gast im Live-Online-Format "Sternenklar" des Instituts für populärwissenschaftlichen Diskurs Kortizes. Ihr Vortrag zeichnet die historische Entwicklung nach von der Entdeckung fremder Galaxien zur Entstehung der modernen Kosmologie.
Als Nikolaus Kopernikus die Erde aus dem Zentrum des Universums bewegte, fügte er den Menschen die erste große wissenschaftliche Kränkung zu. Doch das weltbildumstürzende Potenzial astronomischer Forschung war damit noch lange nicht ausgereizt: So dachte man mangels besserer Daten auch nach Kopernikus, Galilei und Kepler noch lange, dass die Sonne wenigstens im Zentrum unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße läge. Auch dachte man, dass diese Milchstraße das gesamte Universum ausmachte, und unsere Heimat wenigstens in diesem Sinne besonders sei.
Es dauerte bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, bis ein weitaus größerer Umbruch und eine weitaus größere Kränkung des menschlichen Egos auf dem Gebiet der Astronomie erfolgte: Etwa 400 Jahre nach Kopernikus wurde durch Wissenschaftler wie Edwin Hubble klar, dass nicht einmal unsere Heimatgalaxie einen besonderen Platz im All hat. Denn mit der Entdeckung fremder Galaxien verstand man, dass unsere Milchstraße nur eine unter Milliarden von Welteninseln im All ist, viele davon ihrerseits mit Milliarden von Sternen, und die Größe des Alls nahm so für uns erstmals die lächerlichen Ausmaße an, die die Menschen bis heute erstaunen und erschrecken.
Prof. Dr. Susanne Hüttemeister, Foto: Lutz Leitmann / Planetarium Bochum
Über diese historische Entwicklung bis zur Entstehung der heutigen Kosmologie spricht Professorin Dr. Susanne Hüttemeister am 20. Juni ab 20:15 online beim Kortizes-Institut. Sie gibt einen Überblick über die "Great Debate" zum Status der Spiralnebel am Anfang des 20. Jahrhunderts, in deren Verlauf sich entpuppte, dass es sich um eigene Galaxien außerhalb der unsrigen handelt; sie erzählt von der Entdeckung der Expansion des Universums und der einhergehenden ersten mathematischen Beschreibung des gesamten Kosmos; und sie berichtet von der modernen Kosmologie und den neuen Erkenntnissen über die Entstehung von Galaxien im frühen Universum, wie es vom James-Webb-Teleskop heute beobachtet wird.
Die Referentin Susanne Hüttemeister ist Astrophysikerin am astronomischen Institut der Ruhr-Universität Bochum und forschte unter anderem am interstellaren Medium, dem dünnen Gas innerhalb von Galaxien aus dem neue Sterne entstehen, und an ebendiesen Sternentstehungsprozessen in anderen Galaxien. Sie ist inzwischen seit fast 20 Jahren die Leiterin des Bochumer Planetariums.
Interessierte können sich über diesen Zugangslink kostenlos zuschalten (Online-Einlass am 20.06.2024 ab 20:15 Uhr). Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Der Vortrag findet im Rahmen der Online-Reihe "Sternenklar" des Nürnberger Kortizes-Institutes für populärwissenschaftlichen Diskurs statt. "Sternenklar" ist ein alle zwei Monate stattfindendes Onlineformat, in dem Wissenschaftler und Philosophen zu weltbildrelevanten Themen aus Physik, Astronomie, Kosmologie und Philosophie reden. Moderiert wird "Sternenklar" von Konstantin Haubner aus dem Kortizes-Team. Er ist studierter Astrophysiker und aktuell Doktorand am Arcetri-Observatorium in Florenz, wo er an Galaxiendynamik und den Eigenschaften Dunkler Materie forscht.
Am gleichen Abend findet in diesem Jahr die Sonnenwende statt. Der längste Tag des Jahres fällt in Deutschland – wie auf der gesamten Nordhalbkugel – normalerweise auf den 21. Juni, in Schaltjahren (wie 2024) auf den 20. Juni. Der Bund für Geistesfreiheit (bfg) Nürnberg feiert daher sein traditionelles Sommerfest mit einem Picknick an diesem Abend auf der Nürnberger Sternwarte – und lädt Interessenten herzlich dazu ein. Wer nicht in Nürnberg wohnt, kann sich dann eben online bei Kortizes zuschalten und dem Vortrag lauschen und anschließend mitdiskutieren – über die Entdeckung des Universums.
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